Update 2023:
24 Spuren-Digitalmischpult
Nun ist es schließlich doch passiert:
Wir sind der reinen low-budget-Lehre untreu geworden! Am Anfang
stand der Wunsch, die ganze Anlage zu vereinfachen: Weniger Geräte,
weniger Kabel, weniger Fehlerquellen. Das Ziel war eine
Festverkabelung aller Mikros, um jederzeit während der Probe
mit wenigen Handgriffen die Aufnahme starten zu können. Die Wahl
fiel auf ein Tascam "Modell 24", das sowohl das Aufnahmepult, als
auch das Mischpult der Gesangsanlage ersetzt. Das Gerät ist in
der Lage, 24 Spuren mit 24 bit / 48000 Hz prefader aber hinter einem
simplen Kompressor direkt auf SD-Karte aufzunehmen. Der PC fällt
also auch weg! Leider schlägt das Teil auch mit einem knappen
Tausender zu Buche ... Spuren sind also reichlich vorhanden.
Das Schlagzeug wird nach wie vor auf
9 Spuren aufgenommen:
2 Grenzflächen mit Elektretkapseln
als Overhead 2 billige Kleinmembrankondensatoren (Behringer C2)
über und unter der Snare 3 auf XLR umgebaute Telefunken TC 300 an
den Toms. Das sind alte dynamische "Reportagemikrophone" mit sehr
großer Membran. An den Toms der Hammer! Billig obendrein! 1
Subkick vor der Bassdrum (siehe 12-Spur-Artikel) 1
Sennheiser-Richtrohr, das auf den Klöppel der Fußmaschine gerichtet
ist.
Der Bass wird gleichzeitig über eine
DI-Box und ein Mikro abgenommen. Da das Mikro vor einer 15"-Box
steht ergibt das zwei sehr unterschiedliche Sounds, die sich
hervorragend mischen lassen.
Die zwei Vöxe der Gitarre werden über
zwei Grenzflächen abgenommen, die die Schallwand der Verstärker in
einem Abstand von 8 cm vollständig abdecken. Hierin befinden
sich zwei dynamische Sennheiser-Kapseln. Das Aufnahmesignal ist
so sehr direkt und gut isoliert. Gleichzeitig wird das Übersprechen
der Gitarre auf die anderen Mikros reduziert. Angenehmer
Nebeneffekt: Da der Direktschall der Verstärker fehlt, ist der
Gitarrensound im ganzen Ü-Raum sehr gleichmäßig. Der Gitarrist
hört sich gut und die Forderungen, er möge sich leiser machen sind
deutlich seltener geworden.
Die Hauptschwierigkeit stellt
natürlich der Gesang dar. Dieser soll unbedingt live mit aufgenommen
werden, was in einem 12-Quadratmeterraum natürlich nicht ganz
einfach ist. Der Grundgedanke ist, den Gesang mit einem
hochwertigen Kondensatormikrofon abzunehmen. Das Signal geht (leicht
komprimiert) prefader in die Aufnahme, geht zugleich durch den
Kanalzug, in dem alle rückkopplungsträchtigen Frequenzen
runtergewürgt werden, in die PA. erste Versuche mit
Großmembrankondensatormikros (sowohl allein, als auch in eine
Grenzfläche aus Plexiglas eingelassen) scheiterten an
unbeherrschbaren Rückkopplungen. Mit zwei billigen Behringer C-2
ging es schon deutlich besser. Die Lösung waren zwei gebrauchte
AKG C 1000S mit Hypernierenaufsatz, die zusätzlich mit LP-großen
Plexiglasscheiben am Mikrostecker nach hinten abgeschirmt werden.
Die Gesangsspuren werden auf diese Weise schon recht brauchbar. Das
einzige Problem ist, dass man mit Effekten und Kompression sehr
vorsichtig sein muss, da sonst das Übersprechen der Snare stark
in den Vordergrung tritt. Da der Gesang so etwas dünn klingt und
schwer in den Vordergrung zu bringen ist, werden die Gesangsspuren
gedoppelt. Die Doppelungspur erhält viel Effekt und Kompression
und wird relativ leise zu der maximal lauten Originalspur gemischt.
Mit der Gitarre wird ähnlich
verfahren. Auf diese Weise erhalten wir Ergebnisse, mit denen wir
- gemessen an den ungünstigen Bedingungen im 12-qm-Kellerloch recht
zufrieden sind.
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